R O L L O V E R B E E T H O V E N fünftens
Während der Ausstellung B E E E T H O O V E N 170-1970 folgten nicht wenige der Einladung, sich an Gesprächen über die Wirkungsgeschichte des Komponisten und die Teilnahme von Kunst an sozialen Fortschritten zu beteiligen. Die Gruppe PSE – BASISKRAFT Pick, Schäfer, Eusebius bot ein Environment „Beethoven – Altpapier“: „Gestapeltes Zeitungs-Altpapiermaterial, als verstaubte Beethovenpresse durch Wattebäusche mit seinem Namen definiert, wird mit Holzstempeln abgestützt. Auf den Stempeln steht: BEETHOVEN = SCHÖNER SCHEIN. KUNST = SCHÖNER SCHEIN. Gegenüber hängen Konversationshefte, Notenblätter und Bleistifte. Derr Besucher wird aufgefordert, schöpferisch zu werden = REALITÄT. REALITÄT = NOTSTAND, GASTARBEITER USW. USW.“
Von 4000 Fragebögen, die verteilt wurden, konnten 2 % eingesammelt werden. Einer schrieb: „Meine Freundin, sie wohnt in der Beethovenstraße“. Die Aachener Beethovenstraße verläuft neben der Mozartstraße. Es ist nicht ersichtlich, warum sie so heißt. Sie führt nicht zu einer Konzerthalle oder einem Theater, Beethoven hat sie nicht betreten. Klaus Staeck, der bekannte politische Künstler, Hersteller und Verbreiter von Plakaten, Postkarten, Drucksachen auf Kunstmärkten und anderen öffentlichen Plätzen, hat zu der Ausstellung mit einem Hinweis auf die Aachener Beethovenstraße beitragen wollen und ihre Häuser fotografiert. Es schien nicht nötig, ihre Geschichte zu hinterfragen. Sie gehörte in ein Stadtviertel, das nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs neu gebaut wurde und damals als Epitheton ornans, als schmückendes Beiwort Straßennamen berühmter Kulturträger wie Mozart und Beethoven erhielt. So hat Staeck den unüberbrückbar scheinenden Sprung von einer grauen Lebensnotwenigkeit in die Sphäre eines hohen kulturellen Anspruchs lapidar in ein Bild fassen können, das jener Besucher der Ausstellung in die Worte fasste: „Meine Freundin wohnt in der Beethovenstraße!“ KUNST HEBT EBEN – oder? Es könnte sein, dass ein Briefträger Beethoven nicht kennt, wie jener Spanier, der Picasso nicht kannte, und die Signatur auf einer Zeichnung für unanständig hielt und ausradierte (Picasso = gran pico = großer Phallus). Ihm ging viel verloren.
17. Januar 2020 um 21:10
Kleine Anmerkung: Die Mozart- und die Beethovenstraße hießen auch schon vor dem Krieg so.
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18. Januar 2020 um 11:21
Danke. Wissen Sie mehr? Wo kann ich mehr dazu finden?
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19. Januar 2020 um 14:38
Sehr viel mehr weiß ich auch nicht, habe einen Stadtplan aus den 30ern zu Rate gezogen. Evtl. Aachener Geschichtsverein.
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19. Januar 2020 um 14:41
Es gibt im Netz eine äußerst detaillierte und jüngst aktualisierte Darstellung der Geschichte der Südstraße, vielleicht findet sich dort etwas über das Umfeld, sprich die „Komponistenstraßen“.
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19. Januar 2020 um 20:35
Danke. Ich werde mal im Geschichtsverein versuchen- Das Thema „Komponistenstraßen“ ist reizvoll.
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