Beckeraachen

Kunstwechsel

Zum Hambacher Forst

Zum Hambacher Forst

  1. Juli 2018

Die Polizisten auf der Straße sind angestrengt freundlich und raten, nicht in den Wald zu gehen. Dennoch: wir wandern durch Gallien, Oaktown, Miketown, Cozytown und T-Town bis zur Wiese. Dort ist es heiß, die Bewohner der Baumhäuser dagegen leben angenehm. Einige Bäume sind so alt und kraftvoll gewachsen, dass sie mehrräumige Gehöfte tragen können. Dieser alte Wald aus Buchen und Eichen ist kein Urwald, sondern wurde offenbar von den Gemeinden, die ihn bis zum Verkauf an die Braunkohlewerke verkauften, forstwirtschaftlich genutzt. Es gibt kaum Unterholz und Büsche, lange gerade Schneisen durchteilen ihn, und auf den schlängelnden Pfaden weichen wir Radfahrern und Schubkarrenfahrern aus.

Die politische Rangelei um dieses kleine Restwaldstück vermittelt ein widerwärtiges Bild von den Streitenden, die genauso wie ich wissen, dass der Tagebau, der hier bereits im 18. Jh. begonnen hat, in ein Industriezeitalter gehört, dessen Ende nicht schnell genug herbeigeführt werden muss.

Da RWE kraft seiner Eigenart als Eigentümer des Waldes nichts anderes damit machen kann als ihn zu entfernen (ein großes Lager für die Holzindustrie anzulegen), muss der Wald einen anderen Eigentümer erhalten, der ihn gemeinnützig behandeln und pflegen kann. So wie RWE das Land von Gemeinden erworben hat, so muss nun das Land NRW eintreten und den Hambacher Forst von RWE erwerben. Über den Preis wird man reden können.

Erst dann wird eine friedliche Unterhaltung zwischen Landesvertretern und den Waldbewohnern möglich sein, die Bedingungen für ein Fortleben dort ausbreitet. Im Sherwood Forest hausten, wie man weiß, um Robin Hood Menschen, die man als Wegelagerer ächtete, bis man einsah, dass sie  Vorkämpfer für eine soziale Gerechtigkeit und Vorläufer all derer waren, die bis heute für eine neue, bessere Welt kämpfen.

Wolfgang Becker

wbecker.kulturserver.de