A N G S T V O R K A R L D E M G R O S S E N ?
Zu der Ausstellung der Bukarester Künstlerinnen Victoria Zidaru und Margareta Udrescu im Aachener Stadtbad zum Anlass der Karlspreisverleihung im Rathaus an den rumänischen Präsidenten Klaus Johannis – bis zum Sonntag 10. Oktober 15-18 Uhr
Das Gewicht der Kulturstadt Bukarest ist groß und lässt exzentrische Malerinnen und Zeichnerinnen wie Margareta Udrescu zu, deren Arbeit keine akademische Dressur verrät. Der Betrachter taumelt in ihren wüsten Fantasien. Der buschige Kopf einer Hydra streckt aus seinem weißgezahnten Maul eine schwarze Zunge heraus, auf der sich weiße Herzen tummeln. Sie hat keine Angst vor Ungeheuern. Sie sitzt in Bukarest auf ihrem Bett, zeichnet und malt sie auf kleinen Karten, DIN A 4-Blättern und großen weißen Papieren. Sie schreibt Geschichten hinein, eigene und die von Freundinnen, die vor ihrem Übermut erschrecken und vor ihren leuchtenden Regenbogenfarben staunen. Sie ist jung und sieht sich umgeben von einer heiteren Welt von fliegenden Fischen, Zeppelinen, Segelbooten und Schmetterlingen. Auf dem Zifferblatt einer Uhr zeigt der Stundenzeiger zwischen 13 und 1 auf die Doppelschleife der Unendlichkeit.
Sie lebt im Südosten Europas in einem Land, das die Freiheit des Übermuts nach langen Jahren der düsteren Unterdrückung und Einschüchterung langsam lernt. In der fernen Stadt Aachen im Nordwesten Europas sollte der Präsident Rumäniens, so erzählte ihr Radu Dobre-Sima, für die Freundschaft zu Europa geehrt werden. Sie zeichnete begeistert die zierlichen Frauenhände Rumäniens und Europas und die Herzen ihres Landes, die sich mit denen aller Länder des Kontinents vereinen. Und als ihr Freund von Karl der Großen erzählte, der vor langer Zeit in Aachen residiert habe, da stellte sie sich den Gekrönten als burschikose Männerfigur so vor, dass keiner Angst vor ihm haben sollte.
Es wäre schade gewesen, diese Zeichnungen in der Zeit der Verleihung des Karlspreises nicht in Aachen auszustellen.
