Beckeraachen

Kunstwechsel

Body Art

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K U N S T A B C
1973 -77 habe ich unter diesem Titel 173 Texte in der Aachener Volkszeitung publiziert. Den einen oder anderen redigiere ich jetzt, um auf mich und eine andere Epoche der Kunst- und Weltgeschichte zurückzuschauen.

Kunst ABC AVZ 1976
B OD Y A R T
In der Körperkunst nutzt der Künstler seinen Körper – nicht als Schauspieler, der die Handlung vorführt, die ein anderer geschrieben hat und nicht als Autor eines Stücks, das ein anderer vorführen könnte. Sein Körper ist ihm, was dem Maler das Bild ist – nicht die Leinwand, denn Body Art hat nichts mit Körperbemalungen und Tatoos zu tun, die in der Geschichte vieler Kulturen bekannt sind. Körperkunst ist eine Form des Tanzes, äußert sich aber seltener in Aufführungen live, häufig in Filmen, Fotografien und Videos. Als Performance ist sie kein Happening, das die Mitwirkung des Publikums einschließt, Aber es passiert, dass ein empörter Zuschauer empört eingreift, wenn der Franzose Ben Vautier auf der documenta 1972 seinen Kopf gegen eine Betonwand hämmert, bis er heftig blutet. Dann wird die Performance ein Happening. Lässt der Österreicher Arnulf Rainer sich bei dem Versuch fotografieren, sein Gesicht in Grimassen zu verzerren, so fordert er keine impulsive Reaktion heraus, sondern erregt Gedanken über Ausdrucksfähigkeiten und ihre Bedeutungen. Der Anthropologe studiert im Körperkunstwerk die Aktion, im Happening die Reaktion. Ich – Du ist hier Ich – Ich: Künstler und Kunstwerk sind eins. Tim Ulrichs publizierte sein Abbild: „Ich bin ein Kunstwerk“.
Body Art ist in den 70er Jahren dem Happening in Amerika und Europa gefolgt. Die amerikanischen Künstler untersuchen das Verhältnis des Körpers zudem ihn umgebenden Raum, seine Raumempfindungen, sein Verhalten zu anderen Körpern um Raum. Vito Acconci untersuchte in der documenta 1972 mit verbundenen Augen stundenlang einen kleinen Raum, der ihn einschloss und protokollierte sprechend den Versuch, den „Innenraum“ seines Körpers mi dem Außenraum deckungsgleich zu machen.
Zu den Europäern gehört Klaus Rinke: er hat in langen Reihen von Fotos und Filmaufnahmen seines Kopfes und seiner Hände eine Zeichensprache zu entwickeln versucht. Dagegen hat die Fluxus-Bewegung einige „Körperkünstler“ hervorgebracht. Die „Wiener Aktionisten“ um Günther Brus, Hermann Nitsch um Otto Mühl haben in der Tradition der französischen Surrealisten psycho-pathologische Haltungen und Handlungen bis zur Selbstverstümmelung entworfen und den gemarterten menschlichen Körper als Opfer gesellschaftlicher und ideologischer Zwänge dargestellt.
Body Art wird in Fotografien, Filmen, Videos und Büchern der Nachwelt überliefert. In den Schauräumen der Museen oder als Handelsware in den Galerien wird man sie selten finden.
Abb. Vito Acconci Samenbeet 1972 Sonnabend Galerie New York Foto Ealan Wingate + Bernadette Mayer

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