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Kunstwechsel

Der Afrikaner 1

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  1. Kalendergeschichte

Der Afrikaner 1

Twins Seven Seven war ein Afrikaner, der sich nicht scheute, in langen bunten Tüchern gekleidet hierzulande aufzutreten, sich, die Malerschule von Oshogbo, die er gegründet hat, und sein Heimatland Nigeria zu rühmen. Er war ein „ibedjimeje meje“, der letzte Überlebende von sieben Zwillingspaaren, die seine Mutter geboren hatte. Zwillinge wurden in Nigeria so häufig geboren und an die Gestorbenen wurde so häufig erinnert, dass kleine hölzerne Skulpturenpaare zu Sammelobjekten auf dem Kunstmarkt wurden. Die Sendboten von Misereor in Afrika zeigten gern ihren Bestand in der Aachener Zentrale. Dorthin führte mich in den 80er Jahren Hanni Jantzen, die in ihrer Galerie Pumpe 2 in Eschweiler zuweilen afrikanische Künstler ausstellte, so auch Twins Seven Seven.

In jenen Jahren blickten die Europäer neugierig über das Mittelmeer und sahen zu, wie dort Kunst- und Handelszentren, Schulen, Theater und Kulturclubs entstanden. Uli Beier hatte in Bayreuth ein Informationszentrum afrikanischer Kultur, das IWALEWA-Haus am Rand der Universität gegründet, seine Frau Georgina gab Malkurse in Oshogbo, die der Tänzer Taiwo Olamiyi besuchte, der sich Twins Seven Seven nannte. Das Centre Pompidou eröffnete 1989 die aufsehenerregende Ausstellung „Les Magiciens de la Terre“.

Der Hamburger Sammler Günther Peus hatte schon lange Werke afrikanischer Kunst erworben – Skulpturen der Shona und Makonde, Gemälde der „Schildermaler“, „Quadratmaler „Akademiker“ und – Twins Seven Seven.

Wir lasen damals die afrikanischen Novellen des Nigerianers Amos Tutuola und sahen die großen „Tätowierten Ungeheuer“, Obutala-Priester, kopulierenden Tiere im „Bush of Ghosts“ von Twins Seven Seven mit seinen Augen – und lachten über die böse Darstellung der Politiker, die ihr Land ausplündern. Er liebte es, die Formate eng zu füllen, auf Räume zu verzichten und Linien zu Dekors schweifen zu lassen. Die Stücke wirken auf große Distanz wie Wandbilder um öffentlichen Raum. Noch gibt es in Afrika wenige Museen, für die sie gemacht wären. Diese Gattung der an ein großes Publikum gerichteten, leicht verständlichen Bild- und Textbotschaften ist bis in die Gegenwart fortgeführt worden und hat den Kongolesen Cheri Samba berühmt gemacht.

2011 ist Twins Seven Seven gestorben, und seine Bibliografie zeigt, dass ihm zwar die UNESCO den Ehrentitel eines artist of peace verliehen hat, aber nach jenen Höhepunkten um 1990 wenige Publikationen an ihn erinnern.

Abb. „Tatooed beast“ 1986 Tinte + Farbkreide auf 2 Lagen ausgesägten Sperrholzes 68×69 cm – „The politicians that fly away with our money” 1983 Feder, Ölkreide + Dekofarbe auf Lwd. 130 x 93 cm

 

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