Ein Glückwunsch zum Geburtstag
Robert Filiou – Genie ohne Talent
53. Kalendergescichte
Der 17. Januar, an dem die Kunst 1.000.057 Jahre alt wird, ist natürlich sein Geburtstag. Unter allen Künstlern, die ich kenne, ist er der Philosoph, Hauskaplan der „république géniale“, Franzose, der in Korea, Ägypten und Amerika gelebt hat, bevor er die Fluxus-Nester in Düsseldorf, Berlin und Kopenhagen entdeckte, das „Genie ohne Talent“, unfähig zu malen und zu modellieren, fähig, eine Fülle von Botschaften zu produzieren – in Reden, Filmen, Videos, Postkarten, bedruckten Spiegeln….. Als ich die Eröffnung der Neuen Galerie in Aachen vorbereitete, trafen wir uns in Kopenhagen bei dem fluxus-Künstler Addi Köpke. Auch er hatte wie Filiou 1964 am 20. Juli an dem großen Kunstfestival in der Aula der RWTH Aachen teilgenommen. Filiou entwickelte das Projekt COMMEMOR – Commision mixte des monuments aux morts als eine Aktion zwischen Aachen, Lüttich und Maastricht, die in der Neuen Galerie ihr Zentrum hätte. Wir schwärmten aus und fotografierten Kriegerdenkmäler in der Grenzregion, organisierten Pressekonferenzen und Versammlungen in den Universitäten der Nachbarstädte. Holländische Soldaten boten Lastwagen ihrer technischen Dienste an, um Denkmäler zu transportieren; die Lütticher Zeitungen warfen Filiou Missachtung der Kriegsveteranen vor; die Rheinländer begriffen die Aktion als Kunstwerk. Kunstwerke zeigte die Neue Galerie in der Ausstellung COMEMOR1970. Sie waren als solche schwer zu erkennen, denn sie bestanden nur aus Kistenbrettern, die mit Nägeln, Drähten und schlagwortartigen Texten wie „Pfeil zeigt durch die Decke zum Himmel“ und „Pfeil zeigt durch den Boden in die Erde“ besetzt waren. Peter Ludwig hat drei dieser Arbeiten erworben. Alle liebten den immer lächelnden „Heiligen“ und seine dänische Frau Marianne. Zuletzt traf ich sie bei der Verleihung des Kurt-Schwitters-Preises in Hannover 1982, da erschienen sie in weiten weißen Kleidern. Sie waren nun Mönche und Nonne in 2 buddhistischen Klöstern in Südfrankreich.
Er schrieb und lehrte, komponierte und skizierte: künstlerische Arbeit war nicht Teil seines Lebens, sondern sein Leben selbst. Wir lasen damals – wie die Situationisten in Paris oder die Wiener um Wilhelm Reich, wie Adorno und Marcuse, „Le Nouveau Monde Amoureux“ des Sozialutopisten und Feministen Charles Fourier aus dem frühen 19. Jahrhundert und fanden es großartig, dass er in einem Gewächshaus lebte.
