Kunst – ABC
Der Psychotherapeut im Umgang mit Kunst
Hans Backes
Vor 40 Jahren bin ich bei Dr. Hans Backes, Internist und Psychotherapeut in der Aachener Wallstraße, und seiner Frau Gisela häufig ein- und ausgegangen, und er hat an meiner Arbeit in der Neuen Galerie kritisch teilgenommen. Er erwarb Werke von Künstlern, die ich ausstellte, und wurde als Sammler bekannt. Im Kunstforum 1976 wehrte er sich dagegen und machte deutlich, dass ihm hier, im Windschatten des Sammlers Ludwig, die Kunstwerke mehr bedeuteten als Sammlungsgegenstände zu sein. In seiner Wohnung zeigte er Besuchern Arbeiten von Timm Ulrichs, Heinz Mack, Giuseppe Pennone, Richard Tuttle (ein kleines Drahtstück, für das der Künstler eine ganze Wand beanspruchte, die erst wieder mit anderen Werke angefüllt wurde, als er abgereist war), Reiner Ruthenbeck, Wolfgang Nestler, Jochen Gerz u.a.m. Und stolz führte er seine Videotapes von Peter Campus, Hermine Freed, Ulrike Rosenbach, Barbara und Michael Leisgen u.a. vor, eine erste private Sammlung, die er ein letztes Mal im Kölnischen Kunstverein 1992 präsentierte. Im Dezember 2015 ist er 91-jährig gestorben.
Seine Lebensgefährte Angelika Franzen schrieb ein Vorwort zu dem Buch VERLORENE HELDEN, das die Galerie der Stadt Remscheid 2007 zu einer Ausstellung herausgab, das den Künstler Robert Hartmann und Hans Backes in „Orthopädisch-gymnastischen Übungen“ zeigt – in Schwarz-Weiß-Aufnahmen nach einer Vorlage von 1916 „für Einzel- und Massen-Nachbehandlung Verletzter“ (1916!). Der Therapeut inszenierte gern Begegnungen mit Künstlern, in denen er sich selbst hinterfragte, den Sammler, den Kunstliebhaber, den, der sein Spiegelbild in Kunstwerken suchte. So erscheint er 2002 in den Fotos von Benjamin Katz mit James Lee Byaers und der Händlerin Marie Broodthaers in der Auseinandersetzung um ein Selbstporträt des Künstlers im Ratinger Museums: WARE KUNST heißt das Bilderbuch, an dem sich Evelyn Weis und Hans Martin Küsters beteiligten.
In der Neuen Galerie organisierte er vier Gespräche geschlossener Gruppen von Künstlern und ihren „Propagandisten“:
VIDEO + FERNSEHEN 1978
DAS BERMUDA-DREIECK DER KUNST 1979
GLANZ UND ELEBEND DER MUSEEN 1980
ÜBER DIE UNBEWEGLICHKEIT DER ÖFFENTLICHEN HAND 1982
Das Netzwerk aus prominenten Vertretern der europäischen Kunstszene, das er aufbaute, trug zum avantgardistischen Profil der Neuen Galerie – Sammlung Ludwig bei. Die Bereitschaft, an solchen Gesprächen teilzunehmen, war überraschend. Sie erschienen notwendig. Er wertete die Gespräche aus und resumierte sie in Manuskripten, die die Neue Galerie in der Reihe ihrer weiß-blauen Katalogmappen herausgab. Jede von ihnen ist eine Besprechung wert. (Fortsetzung folgt)