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Kunstwechsel

Faith Ringgold

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Epochen und ihre Werte: FAITH RINGGOLD

Ich wußte nichts über diese New Yorker Künstlerin, bis ich las, dass im neu erweiterten MoMA, einem Gedanken der ‘transversality’ folgend, ihr großes Bild „DIE“ (Stirb) neben Picasso’s „Demoiselles d’Avignon“ hängt – einem Werk, das wie kein anderes das 20. Jahrhundert eingeläutet hat, die Zertrümmerung des akademischen Tafelbildes und seiner Regeln – ein Bild, das am Beginn eines Lebenswerkes steht, das alle anderen überstrahlt.

Faith Ringgold, 1930 geboren, Kind der Harlem Renaissance, studierte Kunst in New York, reiste in Europa und bewunderte „Guernica“, das als Leihgabe 1939-81 im MoMA hing. Ihr Bild „DIE“ von 1969, das 20. und letzte der Serie „American People“ ist nur etwas kleiner. Es widerspiegelt die Rassenunruhen, in denen 1968 Martin Luther King erschossen wurde. Faith Ringgold wuchs in die Rolle einer Aktivistin und kämpfte an der Seite von Lucy Lippard für die Rechte der Frauen und der Afro-Amerikaner.

Um 1970 öffnete sich das, was wir Hippie-Kultur nennen, den Kunst- und Musikformen des Orients, der Araber und Afrikaner, der Tibeter und der einheimischen Indianer, den Schriften, Masken, Puppen, Kostümen, Thangkas und Quilts. Was wir später Pattern Painting nannten, entstand hier, und die Aufstände gegen die klassischen Künste gingen nicht selten – wie bei Thomas Lanigan Schmidt – Hand in Hand mit sozialen, bürgerrechtlichen Revolutionen: für die Homosexuellen, die Schwarzen, die Frauen. Faith Ringgold rief ihre Mutter, eine Kostümschneiderin, zu Hilfe, um Acrylbilder und Quilts mit üppigen dekorativen Stoffkanten zu versehen und perlenbesetzte Basthauben zu entwerfen. Nähen, Weben, Textildesign ergänzten das Malen. Quilts waren jetzt mehr als wärmende Steppdecken. Sie wurden Chroniken der Erinnerungen.  Seit 1970 stellt Faith Ringgold in Amerika und England aus. Sie ist als Künstlerin, Feministin und Bürgerrechtlerin berühmt.

Diese Kunst, die aus einer Fülle der Weltkulturen, aus Bereichen schöpft, die Europäer lange völkerkundlich betrachtet haben, schafft Werte, die sich in den „Demoiselles d´Avignon“ erst bescheiden ankündigen, in „Barbarismen“, die die Zeitgenossen erschauern ließen. Das MoMA hat Faith Ringgold aber Unrecht getan, sie mit einem Bild vorzustellen, das allzu bemüht die Nähe zu „Guernica“ sucht. Ihre berühmten Quilts hätten ihr hier mehr Ehre gegeben.

Abb. „Die“ 1969 183 x 366 cm MoMA NY

Abb. Sleeping: Lover’s Quilt #2, 1986, 197 x 200.7 cm

 

 

 

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