P E R F O R M A N C E F O T O S – U L R I K E R O S E N B A C H
Dieses Foto von Antonio Sferlazzo entstand bei der Performancearbeit Ulrike Rosenbachs „mit 4 Frauen Medusaimagination – Venusdepression“, 1980 im Palazzo Strozzi in Florenz. Der Fotograf hatte den Auftrag, sie zu dokumentieren. Handabzüge, die sie der Villa Romana zur Ausstellung gegeben hat, tragen den Stempel „Feministische Kunst“.
Die Performerin kniet kauernd am Boden und verbirgt ihren Kopf unter einer Replik des berühmten Schildes der Medusa von Caravaggio von 1597 in den Uffizien. Vor ihr stehen zwei weiße Schalen, gefüllt mit Holzkohlen (?). Das Haupt der Medusa, sichtbar, und das der Kauernden, unsichtbar, bestimmen das große Foto so, als wären sie eins. Der Betrachter resumiert die schillernde Legende der schönen Gorgone Medusa, Schützerin der Frauen, verdammt und verwandelt von der Göttin Athena in ein Monstrum mit lebenden Schlangenhaaren und Blicken, die Männer versteinern, enthauptet im Spiegel seines Schildes vom Göttersohn Perseus, fortan ein Apotropaion auf dem Schild der Athena und als Bild an Hauswänden zum Schutz vor bösen Blicken und Flüchen; aber hier das Bild der Enthaupteten, Blut Vergießenden als Spiegelbild auf dem Schild des Perseus und – ein Porträt des Malers Caravaggio. Ferdinando de Medici bewahrte es in seiner Waffenkammer auf.
Im Ritual der Performance vor 40 Jahren nimmt Ulrike Rosenbach das Bild der Medusa zurück in den Pantheon der Göttinnen, Amazonen und Sterblichen (die Gorgone Medusa war sterblich), die an den Freiheitskämpfen der Frauen beteiligt sind. Das Foto verrät den geschickten Berufsfotografen, der einen ruhigen Moment im Ablauf der Performance suchte. Vielen Happenings und Performances der 70er und 80 Jahre hat dieser Begleiter gefehlt, so dass sie heute schlecht dokumentiert sind. In der Zeit, in der Ulrike Rosenbach in der Neuen Galerie auftrat, war Klaus vom Bruch ihr Partner. Im Rahmen ihrer 1. musealen Einzelausstellung realisierte sie Im Ballsaal des Alten Kurhauses die Performance „10.000 Jahre habe ich geschlafen, jetzt bin ich aufgewacht“. Und ich war stolz, sie 1975 in die Pariser Biennale des Jeunes einladen zu können.1978 organisierte ihre Produzentengruppe ATV (klaus vom Bruch, Marcel Odenbach) mit mir in der Neuen Galerie das Festival „Performance – ein Grenzbereich“.
Antonio Sterlazzo ist es gelungen, über dem Foto vergessen zu werden. Sein Foto IST die Performance der Ulrike Rosenbach auch, wenn sie es nicht signiert hat.