K O N Z E PT U E L L E F O T O G RA F I E – KLAUS RITTERBUSCH
Ein Wortkünstler, ein Philosoph neigt dazu, die Fotografie zu missbrauchen. Er verengt sie auf ein Schema, sie soll seiner These Beweiskraft zufügen. Wäre das Foto ausführlich, datenreich, litte die These. Die Künstler der Konzeptkunst verachteten die „retinale“ Kunst, die das Auge des Betrachters sucht und die sinnliche Befriedigung der geistigen Freude an Gedanken vorzieht. Ihre verbalen und visuellen Äußerungen werden seit ihrer Entstehung unsicher und provisorisch als Kunst gemalten, gezeichneten und fotografierten Bildern zugeordnet.
Ritterbusch tut in dieser kleinen „fotografischen Variablen“ alles, um die These und das Doppelbild zu verrätseln, indem er dem Text zweifach den Zufall einfügt. Vor 50 Jahren haben etliche Fotografen „aus der Hüfte geschossen“, den Zufall befragt. Dort, wo die konzeptuelle Kunst sich auf die Erbschaft Marcel Duchamps berief, musste sie seine Vorstellungen vom Zufall weiterführen. Aber: Kann ein doppelter Zufall unentdeckt bleiben? Ist die visuelle Verschiebung, die hier herbeigeführt wird, nicht eine geplante Irritation?
Seit den „Fotografischen Variablen“ der 70er Jahre hat Klaus Ritterbusch zahlreiche Bücher publiziert – ein pictor doctus – und sich auch im Aachener Surmondt-Ludwig-Museum 2000 mit dem „Turmzimmer in Babel“ bekannt gemacht. Das Doppelfoto ist 1972 entstanden. Da haben wir uns kennen gelernt. Er hat es mit geschenkt.