Das Auge, das diesen Mann fixiert, steht tief: eine Rolleiflex, der Henry Maitek treu blieb, obwohl er klein war. In meiner Kölner Zeit traf ich ihn häufig, und er schenkte mir diese große Fotografie eines Polen in seinem Zimmer, die entstand, als er in Krakau nach Spuren Karol Woitilas, des Papstes Johannes Pauls II. suchte. Er war einer dieser verschmitzten, lustigen Juden, die ihre Neugier umtreibt, nach Amerika, nach Israel, in die Kölner Hinterhöfe, in Schulen, zu den türkischen Mitbürgern, in die Jüdischen Gemeinden, zu den Frauen in der industriellen Gesellschaft – ein Fotograf im engsten Sinn des Wortes, nichts weiter (doch: ein sorgender Familienvater) ein Leben lang – Herausgeber vieler Bildbände.
Der alte Mann, der fest zwischen Tisch und Bett sitzt und in die Kamera schaut, weiß, dass er nicht um seiner selbst willen aufgenommen wird, sondern als Teil des Zimmers, das er geschaffen hat: ein hoher Raum, auf dessen Ausstattung sich lohnte stolz zu sein. Er hat nicht nur drei große gerahmte Bilder an die Wände gehängt, sondern um sie herum Blumen, Blüten, Gebinde in großer Fülle befestigt, zweidimensionale wie eine Tapete, dreidimensionale, die hervorkragen, und auch die Tisch- und Bettdecken sind mit Blumen gefüllt. Er reißt die Augen auf, hebt die Brauen und lächelt. Der Reichtum der Farben und Formen, der ihn umgibt, erscheint ihm größer als der eines Königs oder Papstes. Und der Fotograf hat keine Schatten benutzt, um ihn von seinem Habitat abzuheben. Als dunkler Schwerpunkt hält er sein Zimmer träumerisch zusammen, als wäre es ein großer Blumenstrauß.