Beckeraachen

Kunstwechsel

photos d ´amour

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P h o t o s   d ´ a m o u r

In unzähligen Spielfilmen werden aufwendig gerahmte Fotos von Menschen auf Kommoden und Schreibtischen liebevoll betrachtet, geküsst oder zerschmettert, Werke der Berufsgattung Porträtfotografie, die eine fast 200-jährige Geschichte auf allen Kontinenten hat, in denen sich die Fotografie niederlassen konnte. Ihre technische Entwicklung führte zu ihrer Blüte und ihrem Niedergang, von aufwendigen Studios mit Großbildkameras und Lichtinstallationen zu Passfotoautomaten und Selfies. Wer zuvor seine Frau, Kinder, Geliebte in der Brieftasche hütete, bewahrt sie heute im Smartphone. Aber die zärtliche Zuwendung, die Liebe, die Verehrung haben sich nicht geändert. Und so habe ich den Knoten des Seidenbandes vorsichtig geöffnet, der das schwarze Mäppchen verschließt, und die zwei Fotos in ihren Klebeecken so betrachtet, dass keiner zusehen konnte – nur für mich. Die schwarze Farbe hätte mich stutzig machen können. Beide Künstler waren gestorben – Beuys 1986, Wilke 1993 -, und die New Yorker Fotografin Peggy Jarrell Kaplan hat Wilke 1979 und Beuys 1981 aufgenommen. Beide waren Künstler der New Yorker Galerie von Ronald Feldman, der mir diese Karte geschickt hat. Beide haben ihr Leben lang sich selbst, ihre Körper, ihre Handlungen zu Kunstwerken gemacht und keine Anstrengung bis zu ihrem Tod gescheut. Der „Straification“ (der Wandlung zum Star) hat Wilke schon 1974 Selbstbildnisse gewidmet, in denen sie mit vaginal geformten Chewing Gums dekoriert Pin Ups so weit persiflierte, dass die Feministinnen ihr Narzissmus vorwarfen.  Beuys hat sich 1974 den Amerikanern in seinem Dialog mit dem Coyoten diskret, versteckt vorgestellt “I like America and America likes me“. Die Fotografin konnte die markante Silhouette hinter einem Zweig von Schleierkraut festhalten. Ich kann das Mäppchen wie ein Diptychon auf meinem Schreibtisch aufstellen und eine Erinnerung an zwei Menschen hüten, denen ich begegnet bin – einem niederrheinischen Mystiker, der Amerika in seinem amerikanischsten Tier suchte (wahrhaftig nicht in Bugs Bunny) und der New Yorkerin, die den seichten Huldigungen der weiblichen Schönheit durch die amerikanischen Massenmedien die kräftigsten Satiren entgegenhielt.

Kaplan Wilcke Beuys

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