Fotografien von Aachener Künstlers 1975-2018 GESCHENKT – GESAMMELT von Wolfgang Becker ist eine Ausstellung, die das STADTBAD AACHEN zeigen wird 12.9. – 13. 10. 2019. Wolfgang von Contzen ist einer von denen, die 1981 ihre ersten Fotos in der Neuen Galerie vorstellten. Er bekannte im Katalog, ihn interessierten „Aktivität, Verkehr, Leben, Arbeit, Schmutz, Hast, Vergnügen, Höhen, Tiefen, Kinos, Kaufhäuser….. Der Wahnsinn ist, in einem Sekundenbruchteil ein Bild machen zu können, auf dem mehr passiert und zu sehen ist, als im Augenblick der Aufnahmen vom Auge wahrgenommen werden kann.“ Das merkwürdigste Foto, das er jetzt wieder auszustellen bereit ist, zeigt nicht städtisches Leben, sondern blickt in ein Parkstück bei Vaals; es zeigt wirklich mehr, als der Fotograf gesehen hat. Wie seine Kollegen hat von Contzen an der RWTH studiert. Er wurde Berufsfotograf, und wer heute sein Lebenswerk in flickr überschaut, ist überwältigt von Themengruppen wie ENTROPIE und den Abraumhalden der Kohleindustrie. Er hat sich in den letzten Jahren nicht gescheut, farbig zu fotografieren, und den Rhein von der Quelle bis zur Mündung mit der Großbildkamera in einer faszinierenden Folge von über 100 Farbaufnahmen porträtiert – eine eigenbrötlerische Leistung, die sich gegen das stellt, was die aktuelle Gesellschaft braucht („Aktivität, Verkehr, Leben, Arbeit, Schmutz, Hast…“) und in eine überaus verkitschte Schicht der nationalen Romantik abtaucht – altmodisch analog, feine Abzüge in kleinen Formaten, Passepartouts und Rahmen. Und von Contzen bekennt sich augenzwinkernd zu einer Liebe, die ihn selbst in seine Kindheit zurückführt. Drei dieser Rheinansichten stellt er jetzt aus und schreibt dazu:
„Bacharach“, 2002: ein Bild mit Miniaturweltcharakter. De Szene erlebte ich wie ein Zeitfenster in die 50er oder 60er Jahre, ich dachte an die Miniaturwelten der Märklin-Eisenbahnen, mit denen wir damals spielten. Ausschnitt und Perspektive sind so gewählt, dass das realistische Abbild – falls es so etwas gibt – vom virtuellen, vorgestellten, konzipierten überdeckt ist.
Die beiden anderen Rheinbilder zeigen Hauptanziehungspunkte der frühen Rheintouristen im 18. 19. Jahrhundert, die auch Motive der reisenden Künstler und der sich breit machenden Rheinromantik waren Die Lorelei also im Hintergrund eines Doppelportraits von Rheintouristen, bunte Fähnchen im Wind….
Die Pfalz bei Kaub, eines der Großelemente der Rheinromantik in der dreifach wiederholten Form eines Bootes. der Maler auf dem Deck, eine alltägliche Genreszene, wie sie auch der von mir geschätzte Hokusai in seinen Fuji-Holzschnitten verwendete.
Ein grünes Boot grün zu streichen birgt auch eine leichte Ironie, wenn man die Handlung ganz für sich betrachtet.“