Beckeraachen

Kunstwechsel

Bilderstreit?

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70ER J AHRE:

EIN    STREIT IN AACHEN:

I S T   F O T O G R A F I E   K U N S T ?

 

Die documenta 6 in Kassel hat 1977 die Fotografie in die Bildgattungen aufgenommen, die wir gläubig zur Kunst zählen; und sie mit der Retrospektive „150 Jahre Fotografie“ „geadelt“. Die Fotokünstler Barbara und Michael Leisgen aus Aachen nahmen an der documenta teil.  Drei Jahre zuvor hatte ich in der Neuen Galerie ihre Fotoarbeiten vorgestellt. Der Bildhauer Wolfgang Nestler fotografierte in Kalterherberg die beschnittenen Hecken, die die Häuser schützten, als wären sie Skulpturen. Aber nicht nur die Künstler, die das Medium Fotografie benutzten, auch die Fotografen, die „Lichtbildner“, die Dokumentalisten, Berufs- und Amateurfotografen meldeten sich: Anne Gold, Klaus Herzog, Wilhelm Schürmann, Herbert Albert, Hans Martin Küsters, Peter Helm, Heiner Ix, Irmel Kamp, Hans Laven, Algirdas Milleris, Ales Sobota, Mahmut Telfah und Wolfgang von Contzen. Der Fotograf Wilhelm Schürmann und der Maler Martin Kippenberger inszenierten 1983 in der Galerie eine provokante Synthese ihrer Medien mit dem Katalog „Song of Joy“. Er widerspiegelt die Verwirrung, die die zeitgenössische Kunstwelt zwischen Bildkunst und Fotografie beherrschte: „Kippenberger und Schürmann führen uns ihre Medien im Zustand von Erdbeben vor, in dem Glaubwürdigkeit durch Ungläubigkeit, Unsicherheit und Angst ersetzt ist.“ (Zitat aus dem Katalog)

 

Damals ist die Aachener Fotografen-„Szene“ vorwiegend aus Studenten der RWTH entstanden;  Privatgalerien wie Schürmanns und Kickens „Lichttropfen“ und „Medium A“ haben sie nachhaltig gefördert; und sogar der Rat der Stadt beschloss 1979, die „neue Kunst“ durch die Vergabe von Stipendien zu ermutigen (Albert, Küsters, Schürmann). Schürmann gehörte zu denen, die nach Fotografen der fruchtbaren 30er Jahre forschten. In Prag entdeckte er Josef Sudek. Der Kunstmarkt öffnete sich begierig dem neuen, alten Medium.

Aber war ein Abzug eines Negativs auf Fotopapier so viel wert wie eine originale Zeichnung, wenn der Autor das Negativ zerstörte – wie Klaus Herzog?  Wilhelm Schürmann widersprach: es sei die Eigenart des Fotos, dass es vervielfältigt auftrat, und im Übrigen sei jeder Abzug von dem vorigen ohnehin unterschieden. Erst die Digitalisierung hat den Streit beendet: das Original ist eine Datei, der Abzug ein Druck – auf einem Papier, wie es für den Druck von Zeichnungen verwendet wird. Abzüge auf Fotopapier werden Raritäten und können sehr teuer sein.

Im STADTBAD am Blücherplatz in Aachen eröffne ich am 12. September eine Ausstellung mit Fotos Aachener Fotografen 1970-2018. Einige werde ich hier vorstellen.

Abb. Wilhelm Schürmann „Dickes Kind“ 1982

 

 

 

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