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Kunstwechsel

Mobile Skulpturen

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MOBILE SKULPTUREN
2014 schaute ich in Vaduz einer ufo-artigen glatten grauen Scheibe zu, die gemessen über eine Wiese glitt, an ihren Rändern verhielt, sich umwandte und ohne Ende weiterfuhr: ein Rasenmäher. Ich erinnerte mich an die fahrenden „Bugs“ /Wanzen des amerikanischen Bildhauers Robert Breer, die ich im März 1968 in der Kölner Galerie Ricke erlebt hatte, und die 2 m hohen 6-eckigen Aluminiumstelen mit grünen Styroporkappen, die mich umkreisten und anstießen. 1968, im Jahr, in dem alles anders wurde, waren Skulpturen aus ihrem Schlaf erwacht, sie bewegten sich, und ich stellte mir eine Halle mit wandernden Werken von Rodin, Moore, Brancusi und Arp vor, die sich in wechselnden Ansichten begegnen würden.
Mein Freund, der Bildhauer Joachim Bandau, hatte die Ausstellung auch gesehen und entwickelte ein Projekt, das er mit einem Stipendium im Werk der Daimler Benz AG in Sindelfingen realisieren und in der documenta 6 1977 vorführen konnte: 5 Stahlblechskulpturen auf Rädern, angetrieben von Scheibenwischer-Motoren von Bussen – in der Abteilung „Fahrzeuge – Utopisches Design“ mit Werken von Hans Salentin, Panamarenko, Hans Hollein, Gianno Piacentino, Don Potts und Krysztof Wodiczko.
Bandaus „Fahrzeuge“ waren Behälter, die je einen Menschen aufnehmen konnten, ihn aber in eine eingeengte Haltung zwangen (wie „Knien“: die Hassliebe des rheinischen Katholiken zur Kirche!). Die Sponsoren konnten die Vorstellung des Automobils als „Sarg“ nicht gut leiden, zumal alle von der „Ölkrise“ sprachen.
Bandau arbeitete bis zur Mitte der 70er Jahre an einer großen Gruppe von fahrbaren Skulpturen auf Rädern, meistens aus glasverstärktem Polyester und glatt, gleichsam antiseptisch lackiert, zuweilen einem surrealistischen Möbeldesign angenähert – und ließ sie in seinem Aachener Atelier zurück, um sich neuen Entdeckungen zuzuwenden. Erst in den letzten Jahren hat er sie wiederentdeckt, renoviert und erfolgreich bekannt gemacht.
Abb. Sesserlfiguren 1971 glasverstärkter Polyester Lack Mixed Media 112x75x75cm – „Späher“ 1974 Sammlung Centre Pompidou, Paris

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