Beckeraachen

Kunstwechsel

Kunstausstellung

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K U N S T A B C
1973 -77 habe ich unter diesem Titel 173 Texte in der Aachener Volkszeitung publiziert. Den einen oder anderen redigiere ich jetzt, um auf mich und eine andere Epoche der Kunst- und Weltgeschichte zurückzuschauen.
Kunst ABC AVZ 4. 10. 1975
K U N S T A U S S T E L L U N G A R T S H O W
Der Künstler lädt Freunde und Sammler in sein Atelier ein, der Bischof weiht ein neues Altarbild, der Bürgermeister lobt eine neue Skulptur vor dem Rathaus – oder die Kunsthistoriker des Louvre eröffnen eine aktualisierte Hängung von Werken der Renaissance – das sind andere als die Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, die sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelt haben, als die Pariser Künstler jährlich ihre Werke dem Urteil einer Jury unterwarfen, um im SALON, der Grande Galerie des Louvre, vor großem Publikum und den Kritikern der Zeitungen auszustellen. Dieser Salon, der SALON DES REFUSÉS (der Abgelehnten), der ihn seit 1863 begleitete, und die großen Ausstellungen, die ihnen folgten bis zu der documenta in Kassel und den Biennalen in der ganzen Welt, vermitteln nicht Kunst, sondern schaffen Kunst, Sie haben Kirche und Adel das Privileg entzogen, ihre Hüter zu sein, erregten ein wachsendes bürgerliches Publikum, verteilten Kunst über Ländergrenzen hinweg in private und öffentliche Sammlungen, am Ende anerkannten Millionen ihren Bildungs- und Unterhaltungswert.
Ausstellungskunst entsteht im Wettbewerb der Künstler untereinander. Jacques Louis David, Théodore Géricault und Eugène Delacroix waren die ersten, die riesige Formate wählten, um im SALON aufzufallen, Der Kalifornier Paul Sarkisian überraschte die Besucher der documenta 5 1972 in Kassel mit einem fotorealistischen Bild einer verfallenden Hütte von 4 x 8 m. In Ausstellungen bewertet die öffentliche Meinung die Kunstwerke, entscheidet über ihren Erfolg und ihre Preise. Ausstellungen konstituieren Kunstwerke – ein Urinoir, ein Flaschentrockner und ein Fahrradrad, die ready-mades von Marcel Duchamp sind nach ihrer ersten Ausstellung als Kunstwerke akzeptiert und in die Kunstgeschichte aufgenommen worden. Viele andere Kunstwerke bis zu Environments und Installationen haben nur eine Ausstellung überdauert. Solche Ausstellungen können selbst Kunstwerke sein: der Künstler gestaltet den Raum selbst – mit Leinen, Dachpappe, Zement, Erdöl, Duftessenzen – und lädt den Besucher ein, sich in dieser „Wohnung“ zu bewegen. Die Ausstellung des amerikanischen Lichtkünstlers Dan Flavin in der Kölner Kunsthalle 1974 bestand am Ende nur aus einigen 100 Neonröhren. Aber diese Röhren haben nicht nur eine beschränkte Lebensdauer, sondern werden so nicht mehr hergestellt werden. Sammler und Museen sind gehalten, Vorräte anzulegen.
Abb. Aktuell 2019: Installation El Anatsui im Ghana Pavilion 58. Biennale Venedig. Photo: David Levene.

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