Beckeraachen

Kunstwechsel

Magischer Realismus

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K U N S T A B C
1973 -77 habe ich unter diesem Titel 173 Texte in der Aachener Volkszeitung publiziert. Den einen oder anderen redigiere ich jetzt, um auf mich und eine andere Epoche der Kunst- und Weltgeschichte zurückzuschauen.
Kunst ABC AVZ 7. 12. 1974
M A G I S C H E R R E A L I S M U S
Oder „Neue Sachlichkeit“: dieser Gruppenstil wuchs nach dem 1. Weltkrieg und war, wie alle Realismen vor ihm, gegen die irrationalen, expressionistischen Strömungen der Zeit gerichtet. Nicht der Künstler, das Subjekt, sollte den Ausdruck des Bildes bestimmen, das er malt, sondern das Objekt, der gemalte Gegenstand. Der Realist öffnet sich den Gegenständen und den Menschen, die ihn umgeben. Er malt Welt und schimpft auf das „metaphysische Beefsteak“ der Expressionisten. Jetzt, nach dem Chaos des Krieges, ging es darum, am Aufbau der Weimarer Republik mit nüchternen Bestandsaufnahmen und Kommentaren zur Situation teilzunehmen. Heinrich Maria Davringhausen, Alexander Kanoldt, Carlo Mense und Georg Schrimpf hatten Anregungen der pittuta metaphysica aufgenommen und suchten in ihren gesellschaftspolitischen statements eine poetische, lyrische Komponente, Dagegen waren die Kölner „Progressiven“ Heinrich Hoerle, Franz Seiwert und Anton Räderscheidt bekennende Sozialisten und entwarfen Menschen- und Arbeiterbilder als plakative Emblem – in grafischen Schemata, wie sie die niederländischen Nachbarn der De Stijl-Gruppe entwickelten. Das leidenschaftlichste politische Bewusstsein manifestierte die Dresdener Gruppe um Otto Dix – Lea und Hans Grundig, Otto Griebel und Kurt Querner. Sie schufen ein Fundament für ihre Nachfolger in der DDR. Berlin wurde in den 20er Jahren zum Sammelbecken der deutschen Realisten, und George Grosz als bösartiger Satiriker der Kriegsfolgen und Missstände in der Metropole ihr bekanntester Vertreter.
So gut wie alle Realisten nutzten zwar Fotografien, vermieden aber, Fotos oder Bilder zu malen, die Fotos ähnelten. Sie steigerten die Präzision der Umrisse, verzichteten auf jede Luftperspektive, komponierten nicht Farbkörper, sondern übertrugen die Lokalfarben der Gegenstände, froren sie ein in „gläserne“, „magische“ Bildflächen, Sie waren großartige Zeichner, schufen viele Karikaturen und erreichten sadistisch makellose Porträts und Gruppenszenen von großer Hässlichkeit. Grosz sagte später:“ Ich zeichnete und malte aus Widerspruch und versuchte durch meine Arbeiten die Welt davon zu überzeugen, dass sie hässlich, krank und verlogen ist.“ In den 30er Jahren wurden diese Bilder beschlagnahmt und zur „Entarteten Kunst“ geordnet, ihre Autoren wurden verfolgt und vertrieben.
Abb. Heinrich Maria Davringhausen Der General 1917 Rheinisches Landesmuseum Bonn

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