Beckeraachen

Kunstwechsel

Robert Rauschenberg

Hinterlasse einen Kommentar

K U N S T   A B C

1973 -77 habe ich unter diesem Titel 173 Texte in der Aachener Volkszeitung publiziert. Den einen oder anderen redigiere ich jetzt, um auf mich und eine andere Epoche der Kunst- und Weltgeschichte zurückzuschauen.

Kunst ABC   AVZ   1977

Als der junge amerikanische Maler Robert Rauschenberg 1950 am berühmten Black Mountain College den Musiker John Cage kennenlernte, gelang gerade den abstrakten Expressionisten in New York und den Farbfeld-Malern in Washington der Durchbruch zu einem Gruppenstil, mit dem die Nachkriegsgeschichte der amerikanischen Malerei beginnt. Rauschenberg befreundete sich mit den gleichaltrigen Jasper Johns und Cy Twombly, suchte aber auch den Kontakt zu Musikern und Tänzern, arbeitete als Bühnenbildner und Kostümentwerfer für die avantgardistische Compagnie von Merce Cunningham und beteiligte sich an den ersten „happenings“, Aufführungen von „Gesamtkunstwerken“. In seinen Bildern wünschte er die aufbrechende Gebärde, die die abstrakten Expressionisten malerisch entwickelt hatten, zu erhalten, aber sie sollte nicht erhaben, sondern banal, alltäglich werden, um den Alltagsbürger zu erreichen. Die Massenmedien lieferten die Motive und die Kubisten die Collage als Basis seiner „Combine Paintings“, Leinwandbilder, auf die er Fotos und Drucke aus Zeitungen und Illustrierten abklatschend oder siebdruckend auftrug, Gegenstände applizierte und auf dem Boden vor ihnen hinzufügte: zum Bild „Schwarzmarkt“  einen Koffer, der  nummeriert eine Taschenlampe, ein Foto Rauschenbergs, eine elektrische Birne und ein Taschentuch enthält. Der Betrachter mag zugreifen, Genstände austauschen, aber die neuen mit einem Stempel auf einem Stempelkissen ebenso nummerieren wie die entnommenen – und zu signieren, um „Co-Autor“ des Bildes zu werden. Eines der ersten „Combine Paintings“ ist ein an die Wand gehängtes Bett mit einer schönen altamerikanischen Bettdecke – einem Quilt. Zarte Bettdecken hat er auch später verwendet; sie zeigen Comics, Bilder aus Kunstgeschichtsbüchern, Zeitungen und persönlichen Tagebüchern. Alle Bilder, die an Menschen einer bestimmten Kultur einer kurzen Epoche vorbeigleiten, sind hier eingebettet in Tableaus kollektiver Erinnerung, als hätte ein Schnappschuss sie festgehalten. Die Erinnerung wertet nicht: in ihr steht das Schöne neben dem Hässlichen, das Erhabene neben dem Banalen. Rauschenberg ist mit Jasper Johns der rebellische Schritt aus dem autarken Kosmos abstrakter Malerei in ein Feld intensiver Wirklichkeitsbezüge so gelungen, dass er schnell weithin bekannt wurde.

Abb. Rauschenber Black Market 1961 Sammlung Ludwig, Museum Ludwig, Köln

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s