Beckeraachen

Kunstwechsel

Jasper Johns

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K U N S T   A B C

1973 -77 habe ich unter diesem Titel 173 Texte in der Aachener Volkszeitung publiziert. Den einen oder anderen redigiere ich jetzt, um auf mich und eine andere Epoche der Kunst- und Weltgeschichte zurückzuschauen.

Kunst   ABC   AVZ 1977

In den späten 50er Jahren begann der New Yorker Künstler eine Serie von Bildern zu malen, die die amerikanische Flagge und Reihen von ihr wiedergeben. Damals hatte sich gerade der abstrakte Expressionismus durchgesetzt, und Jackson Pollock, Franz Kline und William de Kooning beherrschten die Szene. Eine Fahne zu malen, war provokant banal; dass aber die Komposition des Bildes die der Fahne, ja das Bild selbst die Fahne war, irritierte in hohem Maß. 1960 ließ Johns 2 Ballantine Bierdosen in Bronze auf einem Sockel gießen und bemalte die Bronze so, dass sie aussahen wie die Originale. Die Fahne wie die Bierdosen haben die Erscheinung der Bildwerke bestimmt, sie sind nicht abgebildet, sondern „Kopien“, „Repliken“ der Originale. Freilich trägt jedes seiner Fahnenbilder die Aura, das Pathos des nationalen Symbols, das sie wiedergibt. Sie teilt aber auch die Banalität mit der Bierdose, wenn sie als Topfuntersetzer aus Polyester in der amerikanischen Küche auftaucht. Die Symbolik der Ausdrucksformen, die Mothewell, Rothko und Newman entwickelt hatten, schien jetzt veraltet. Rauschenberg, der mit John sam Black Mountain College studiert hatte, nahm ebenso den banalen Alltag in seine „Combine Paintings“ auf: Leitern, Stühle, Feuerwehrschläuche, aber – anders als Johns – in schwungvollen abstrakten Kompositionen aus Fotos und Reproduktionen umgesetzt oder als Fundstücke hinzugefügt. Johns malte flache Gegenstände – die Fahne, die Zahlenschablone, die Zielscheibe, das Fensterrouleau, benutzte pastose Maltechniken mit Ölfarbe und Wachs auf dicken Papierschichten, „versenkte“ die Gegenstände im Bild.

Und begeisterte jene, die seine virtuose Malerei vor dem schätzten, was er malte, und jene der pop art, die vergnüglich die Trivialia der Alltagswelt in ihren Motivschatz aufnahmen. Später hat er die Verwechslung von Bild und Bedeutung verfeinert. Nach langer Pause machte er 1974 eine neue Serie von Bildern bekannt, Sie erscheinen wie kubistische Übungen. Langsam erst erkennt der Betrachter ein bewegliches Gewebe rationaler Konstruktionen, in die Künstlerzitate und Motive der amerikanischen Folklore eingeschoben sind.

Abb. Johns Painted Bronze, 19 cm hoch, 1960 Sammlung Ludwig, damals Neue Galerie, jetzt Museum Ludwig Köln

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