Viele haben den Film „Koyaanisqatsi“ gesehen. Einige haben die Musik des heute 82-jährigen Pioniers der minimal music Philipp Glass gehört. Ich habe ihn nach Aachen geholt.
Nach der Eröffnung der Neuen Galerie im Alten Kurhaus in Aachen 1970 habe ich mit der Zeichnerin, Malerin, Bildhauerin und Filmkünstlerin Nancy Graves ihre erste Einzelausstellung vorbereitet. Mein erster Atelierbesuch in der zwielichtigen Mulberry Street in Downtown Manhattan forderte Mut! Nancy führte mich in die Lagerhaus-Lofts ihrer Freunde – so der Komponisten Steve Reich und Philip Glass. Chuck Close, der Fotorealist, porträtierte damals diesen Kreis – Nancy, Richard Serra und Philip Glass – in großen schwarz-weißen Leinwandbildern. Glass schuf gerade die Tonspur zu Nancy´s Film „Izy Boukir“ mit Wind- und Tiergeräuschen. Sein Ensemble begann, um seine Anerkennung zu kämpfen, und der Komponist reiste, buchte Konzerte in Konzerthallen, Galerien und Orten, in denen er willkommen war. Er bat mich, in seiner Wohnung an der Bowery zu schlafen und seine Katze zu füttern. Und ich war so übermütig, ihn und seine Gruppe zu einer Vorführung der „Music with changing parts“ in Aachen einzuladen.
Im Februar 1971 traf ich ihn in Rolf Rickes Galerie in Köln wieder. Er hatte zu einem kleinen Solokonzert eingeladen, und wir staunten, dass er dazu nur einen kleinen alten hölzernen Tisch brauchte – und die rechte Hand. Er klopfte mit dem Ballen und den Fingern, den Rhythmus wechselnd, eine halbe Stunde lang. Er spielte! Musik!Und das kleine Publikum wagte kaum zu atmen. Am Freitag, dem 27. Februar trat das Ensemble im Saal der evangelischen Gemeinde in Düren auf, am Samstag, dem 28. Februar spielten sie im Ballsaal der Neuen Galerie in Aachen: Steve Chambers, Barbara Benaty, John Gibson, Philip Glass, Richard Landry und Art Murphy mit 4 elektronischen Keyboards, 2 Klarinetten, einer Flöte, 5 Stimmen und einer elektronisch verstärkten Violine. Sie spielten „Music in Fifths“, „Music in Contrary Motion“, Music in Eight Parts“, Music in Similar Motion“ und „Music with changing parts“. Die Kritiker der Aachener Zeitungen nahmen diese Manifestation neuer amerikanischer Musik mit größter Skepsis auf (Ute Wagemann im Archiv des Zeitungsverlages hat die Kritiken von 1971 ausgegraben. Ihr danke ich dafür.)
. Im Publikum waren etliche, die das Konzert wie einen leichten Drogenrausch erlebten – melodische Figuren, Rhythmen und wechselnde Akkorde, die sich wiederholten, Blöcke bildeten, sich teilweise oder ganz veränderten – exotisch, meditativ, indisch. nahe bei Ravi Shankar. Keiner von uns hatte solche Musik vorher gehört.
1976 erschien die Oper„Einstein on the Beach“ in der Inszenierung von Robert Wilson. Mit ihr wurde Glass berühmt. Reine Instrumentalwerke wie jene, die er in Aachen und Düren präsentierte und „Music in Twelve Parts“, das ihnen 1974 folgte, hat er nie wieder komponiert. Und er meinte 1971 auch, sie sollten nie aufgenommen und vervielfältigt werden. Die „Music in Twelve Parts“ spielte das Sextett 1975 in der Pariser Maison de la Radio. Die Aufnahme wurde erst 2008 entdeckt und als CD-Kassette publiziert.
Washington University in St. Louis
Washington University Open Scholarship
All Theses and Dissertations (ETDs)
Spring 4-27-2013
Collaboration, Presence, and Community:
The Philip Glass Ensemble in Downtown New York, 1966-1976
David Allen Chapman
Washington University in St. Louis
Music with Changing Parts also marked another departure from Glass’ aesthetic ideals of
the late sixties. At the Ensemble’s first visit to Duren, Germany, on 26 February 1971, Dickie
Landry recalls: “Phil gave a performance and a lecture, where he vowed he would never record his music.”
Less than a year after that Liverpool concert, Glass was famous. His opera Einstein on the Beach was premiered in July 1976, and although it was a financial disaster – for a while, Glass had to go back to his day job, driving a yellow taxi in New York – it was a critical and popular success. As a result, his career was irrevocably drawn towards theatre and then film. So Music in Twelve Parts was not only the culmination of the first phase of his compositional career but the last time he would write an extended piece of purely instrumental music for his own ensemble. In November 1975 none of us – neither Glass, nor his dwindling audience – knew any of this.
Christopher Fox The Guardian
Thu 7 Nov 2013 16.38 GMT
I should add that Glass’s memories don’t quite match mine. In an interview with Chris Heaton in 2001, he recalled that „in the cold north of England, Newcastle I think it was, about eight people turned up […] but there was a good audience in Liverpool“. Well, northern English seaports, they’re all much the same in the dark. What I remember with certainty is how exhilarating it was to hear Glass’s music. Even better, it is music that sounds just as exhilarating today as it did then.