Beckeraachen

Kunstwechsel

K U N S T ABC

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K U N S T   A B C

Wolfgang Richter, Kulturchef der Aachener Volkszeitung, war im Juli 1973 mutig genug, den jungen Leiter der Neuen Galerie – Sammlung Ludwig einzuladen, von nun an jede Woche einen Artikel über moderne Kunst zu schreiben, der mit dem Titel KUNST ABC in den Samstagsausgaben erscheinen sollte. Wenn das Aachener Publikum ein experimentelles Ausstellungshaus dieser Art 3 Jahre lang ertragen hätte, so verdiente es jetzt Antworten auf viele Fragen, Aufklärung und Bildung in einem Sektor seines Lebens, die ihm Schullehrer schuldig geblieben sind. Ich selbst war an Diskussionen in deutschen Kulturverwaltungen über eine mangelnde Vermittlung in Museen beteiligt; das Fach der Museumspädagogik entstand. Das Angebot, ein KUNST-ABC über eine regionale Zeitung zu verbreiten, motivierte mich, jede Woche einen neuen Text zu erfinden. Es wurden 173. Das KUNST-ABC endete am 26.2.1977. Die Bibliothekarin des Ludwig Forums hat die alten Manuskripte im Archiv ausgegraben, sortiert, nummeriert und mir zu Weihnachten geschenkt. Ein kostbares Geschenk. Danke.

Dass eine Zeitung sich auf dieses Wagnis einlässt, verrät eine Stimmungslage und einen Stellenwert der Kunst in der öffentlichen Meinung, die unwiederholbar erscheinen. 173 Beiträge zu Minimal Art, Konzeptkunst, Pornografie, Zufall, Accumulation, Nazi-Kunst, Psychedelische Kunst, Mao Tse Tung, Schizophrenie, Japonismus, Bauhaus, Sigmund Freud, Russische Kunst, DDR- und Israelische Kunst mussten so viel Interesse wecken, dass Leser sie jeden Samstag suchen würden (Vielleicht hat sich doch der eine oder andere beschwert.). Und sie steigerten die Neugier auf das kuriose Museum in der Komphausbadstraße, in dem das Kaleidoskop der postmodernen Bilderwelt sich nach allen Seiten ausbreitete. – und die Studenten und die Jazz- und Rockgruppen ein neues Zuhause gefunden hatten.

Das digitale Zeitalter hatte noch nicht alle erfasst. Ich schrieb die Artikel des KUNST_ABC auf Papier und brachte sie jeden Montag in die Redaktion. Wer einen Kulturkalender suchte, war auf die Lokalzeitungen angewiesen. Sie waren wichtig. Heute stehen sie am Rand der digitalen Netzwerke. Bis 2018 hat mir ein Bote die Zeitung in den Briefkasten geworfen, nun lese ich die Aachener Zeitung auf meinem Bildschirm. Wo immer ein KUNST-ABC Menschen heute belästigen würde, vielen, die nach dem Sinn ihres Lebens fragen,  würde es nützlich sein,

 

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