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Kunstwechsel

NeueWilde

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Zu der Ausstellung „Die Erfindung der Neuen Wilden“ im Ludwig Forum für internationale Kunst in Aachen – bis zum 10. März 2019

Albert Oehlen „Ohne Titel (Seerosen)“ 1982

Die „Liga zur Bekämpfung widersprüchlichen Verhaltens“ gründeten Albert Oehlen und Werner Büttner in Hamburg. Er fand den Titel „Neue Wilde“ „albern“ und schlug „Postungegenständlich“ vor. 1982, als dieses Bild entstand, arbeitete er mit Martin Kippenberger, und Max Hetzler hatte ihm die erste Einzelausstellung in Stuttgart eingerichtet. Das große zweiteilige Bild hat einen Titel in Klammern „Seerosen“, er erlaubt eine Referenz zu dem berühmten Alterswerk von Claude Monet in der Pariser Orangerie.

Oehlen führt den Betrachter über eine harte Uferkante nach links auf ein Gerüst aus drei vertikalen dicken Holzbohlen, in die drei horizontale gesteckt und mit ihnen verschraubt sind. Es steht lange schon in einer ruhig plätschernden Wasserfläche; eine Spinne hat zwischen zwei der Pfeiler ihr Netz ausgebreitet. In die rechte getrennte Bildhälfte ragen die Bohlen, die das Gerüst tragen, hinein. Es ist nicht klar ersichtlich, dass einer der Balken eine schwarze runde Scheibe und den Betonsockel trägt, auf dem eine Kopfskulptur im Profil befestigt ist. Nummerierte Schlagschlüssel liegen ungeordnet am Ufer. Tatsächlich sind zu Füssen der Büste vier hellrote Blütenbündel emporgeschossen: die Seerosen.

Die „Sixtinische Kapelle des Impressionismus“, die Monet Frankreich hinterlassen hat, steht hier für den Gipfel einer europäischen Ästhetik gemalter Bilder, der Albert Oehlen ein anti-ästhetisches Manifest entgegen zu stellen versucht: den Teichen in Giverny das Brackwasser eines Meeres, den mächtigen Trauerweiden das Bollwerk eines Gatters und dem unsterblichen Meister den Künstler als scharfes anonymes Profil verewigt im versperrten Denkmal – mit Schlagschlüsseln befestigt, von vier vereinsamten Seerosen gefeiert. Der reichen Palette Monets steht die Tristesse einer lose gemalten Einheit von Braun-, Grau- und Grüntönen auf weißem Grund gegenüber. Ironisch meint Oehlen: „Also, man müsste das Medium möglichst großen Belastungen aussetzen, dann kommt richtige Schönheit heraus“.

Das Bild hat Peter Ludwig kurz nach seiner Entstehung für die Neue Galerie erworben. Jetzt hängt es im Ludwig Forum.

 

 

 

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