Beckeraachen

Kunstwechsel

Die Neuen Wilden

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Zu der Ausstellung „Die Erfindung der Neuen Wilden“ im Ludwig Forum für internationale Kunst in Aachen 2018

 

„Die Neuen Wilden“ 1980

In der Ausstellung „Les Nouveaux Fauves – Die Neuen Wilden“ in der Neuen Galerie – Sammlung Ludwig hing schon neben „Alarichs Grab“ von 1975 und „Große Eisenfaust Deutschland“ das Bild „Wege der Weltweisheit II“ von 1977 – eine „wilde“, ungeordnete Tafel von deutschen  Köpfen – Kant, von Schlieffen, Hölderlin, Flex, Kleist, Heidegger, Moltke, Schlageter und viele mehr – in Holzschnitten aneinandergesetzt, zum Teil roh übermalt und mit Farbschlieren verbunden, die das Bild wie Arterien durchlaufen. Anselm Kiefer arbeitete mit irritierenden Pathosformeln an der zeitgenössischen Vergangenheitsbewältigung. Er blieb auch später der Ausdrucksstärke von Materialcollagen verbunden, fügte Stroh und Blei ein, schuf dreidimensionale Objekte und Environments.

Neben den frühen Bildern würde ich gern „Painting without Mercy“ (Malen ohne Gnade) von 1981 des New Yorker Neoexpressionisten Julian Schnabel sehen, eine der großen, schweren Bildtafeln, die mit zerbrochenen Tellern beklebt waren. Für die „beat generation“ setzte er das große Porträt des William S. Burroughs und das kleine des George Washington am Rand neben ein Pin-Up und eine Kreuzigung. Gnadenlos zu malen heißt hier die Schönheit einer Malfläche zu zerstören und das Bild in eine Assemblage zu erweitern. Ludwig erwarb später das monumentale Bild, das Schnabel in Spanien dem Ignatius von Loyola widmete. In der Ausstellung 2018 ist Schnabel als Amerikaner nicht vertreten, aber sie zeigt die 3 x 6 m große Tafel des Tschechen Jiri Georg Dokoupil von 1981, ein Relief aus festgeklebten geschlossenen Büchern, gewichtig und mächtig, sein materielles Pathos durch Gesichter ergänzt, die der Maler in den reichen Brauntönen durch weiße und schwarze Lichter als auftauchende Erscheinungen skizziert hat: „Gott, zeige mir Deine Eier“ heißt das Bild.

Der großen Geste der abstrakten Expressionisten (Barnett Newman, Jackson Pollock) setzt diese Generation die Pathosformeln mythischer Sprache entgegen und füttert sie zuweilen mit einem Oberton, der die Ironie streift.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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